Serpentinisches Balzritual .
Gummisanfte schlangenlange Körper bewegen sich langsamschleichend ohne Bruch über spiegelndes Glatteis, sie bleiben mehr oder weniger nah voneinander weg, sie kommen aufeinander zu, immer näher, sie schrecken voneinander wieder zurück als verglühten sie am anderen. Fliehen in weitem Bogen. Aber ganz voneinander lassen können sie nicht, auch wenn sie wollten. Hätten sie einen Kopf sie würden ihn einander aus der Ferne wieder zuwenden, sich zuerst aus den Augenwinkeln anblitzen bis sie wieder nah aufeinander wären und Aug in Aug verschmelzten und den Atem austauschten und ineinander vermischten. Keiner wäre der Sache mehr sicher und würde er gefragt was denn sein sei und was dem andern sei, wo er ende und der andere beginne, könnte er wegen plötzlichen Atmungsschwierigkeiten nur blass antworten und auch noch deshalb, weil er sich nicht mehr finden könnte in sich, weil er im andern aufgegangen sei. Das hat aber niemand so gedacht, gesucht oder gewollt.
Serpentinisches Balzritual .
2009 / Tusche und Farbstift auf Papier / 70 x 50 cm / 0323 / zurück zur Übersicht